„Das Klima muss stimmen‟

FAZ, | Stephanie Hoenig

Möbel aus früheren Epochen schaffen eine ganz besondere Wohnatmosphäre. „Doch wer sich mit antikem Mobiliar einrichtet, muss beim Aufstellen, beim Raumklima und bei der Pflege Regeln beachten“, sagt Restaurator Manfred Sturm-Larondelle aus Berlin.
Denn solche Stücke stammten aus einer anderen Zeit. Sie litten oft unter dem heute üblichen Klima gut isolierter Innenräume. Zu hohe Zimmertemperaturen, die gleichmäßige Wärme von Zentralheizungen und allzu trockene Luft schadeten den alten Hölzern. Eine Fußbodenheizung sei dabei besonders gefährlich.

„In der Heizperiode herrscht in vielen Wohnungen ein Wüstenklima mit unter 30 Prozent Luftfeuchtigkeit“, warnt Sturm-Larondelle. Notwendig wäre aber eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 Prozent. Wer verhindern will, dass seine antiken Möbel im Laufe der Jahre deshalb immer wieder restauriert werden müssen, sollte mit Hilfe eines elektrischen Kalt-Luftbefeuchters für das notwendige Raumklima sorgen. In Museen seien 18 Grad Celsius die obere Grenze, damit hohe Temperaturen den Alterungsprozess der Kunstwerke nicht beschleunigen. „In Wohnräumen kann es bis 22 Grad warm sein.“ Bei besonders wertvollen Möbeln sollten 20 Grad Celsius nicht überschritten werden.

Als Hauptursachen für Schäden an der Konstruktion und Holzsubstanz, an Furnieren und Polituren nennt die Möbelrestauratorin Barbara Naumburg aus Frankfurt/Main drei Punkte: ungeeignete Standorte, eine nicht angemessene Luftfeuchte und ständige Klimaschwankungen in den Räumen. Denn Holz nehme solange Feuchtigkeit auf oder gebe sie ab, bis ein Ausgleich mit der umgebenden Luft erreicht ist - das Holz arbeite. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit komme es zu typischen Trockenschäden wie Rissbildungen oder Furnierabhebungen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit ruiniere Möbel durch Quellen.

Auch für heutige Massivmöbel ist ein ausgeglichenes Raumklima ideal. „Am besten und am gesündesten sind für Holzmöbel - und Menschen - konstante Raumtemperaturen zwischen 19 und 23 Grad Celsius“, sagt Möbelexpertin Doris Haselmann, die für die Stiftung Warentest in Berlin ein Buch über Möbelkauf geschrieben hat. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 45 bis 55 Prozent liegen.

„In der Wohnung sollten antike Möbel nicht in der Nähe von Heizungen stehen“, warnt Restauratorin Naumburg, die für die Denkmal Akademie in Görlitz Kurse zur Pflege von Antiquitäten gibt. Auch Hauswände als Stellwand seien ungeeignet, wenn sie feucht sind. Ein kleiner Abstand garantiere hier Hinterlüftung. Auch ein direkter Fensterplatz mit starker Sonneneinstrahlung sei wegen des UV-Lichteinfalls ungünstig, denn Farben und Polituren verblassen oder vergilben schnell.

Handelsübliche Pflegemittel sollten Besitzer antiker Möbel nicht nutzen, sagt Naumburg. „Diese können Stoffe enthalten, die für Restauratoren nicht wieder entfernbar sind.“ In der Regel reiche regelmäßiges Staubwischen. Bei starker Verschmutzung sei höchstens ein nebelfeuchter Lappen erlaubt, niemals sollte nass gereinigt werden. Um die Oberfläche besser vor Schmutz und Wasserflecken zu schützen, habe sich so genanntes Antik-Wachs bewährt.

Antike Möbel haben manchmal kleine Schäden, die der Besitzer selbst beheben möchte. „Vor dem Aufarbeiten sollte sich der Heimwerker aber zuerst über das Alter und den Wert des Möbels informieren“, sagt Sturm-Larondelle. Durch falsche Restaurierung bestehe die Gefahr, wertvolle Antiquitäten dauerhaft zu schädigen. Für einen Laien sei der Wert eines alten Möbels nicht leicht zu erkennen. Im Zweifelsfall sollte er sich Rat bei einem Fachmann holen.

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