„Antiquitäten - Wohnen mit alten Möbeln‟

hr4, | Dagmar Hase

Vielleicht haben Sie ja auch das eine oder andere Erbstück daheim – eine Kommode, Stühle, ein Büffet – das seit Generationen in Ihrer Familie weitergereicht wurde, und an dem schon deshalb Ihr ganzes Herz hängt.
 
Oder vielleicht sind Sie ein ausgesprochener Liebhaber alter Möbel, und erstehen hin und wieder ein solches für Ihre kleine, ganz persönliche Sammlung. Damit aber diese guten Stücke ihren Wert behalten, will auch das Wohnen mit ihnen gelernt sein.
 
Antik-Wachs zum Schutz der Oberfläche
 
Mit und zwischen alten Möbeln zu leben und sie angemessen zu pflegen, ist zwar keine Kunst, aber ein wenig "Gewusst-Wie" gehört schon dazu. Und so lauscht das Publikum am Rande der Wiesbadener Antikmesse aufmerksam, als die Möbelrestauratorin Barbara Naumburg aus Frankfurt ihr Fachwissen weitergibt, zum Beispiel in punkto Reinigung: „Benutzen Sie bitte vor allem keine handelsüblichen Pflegemittelchen, Zaubertinkturen, und was da alles auf dem Markt ist; diese können Stoffe enthalten, die für Restauratoren auch nicht wieder entfernbar sind. Aber um die Oberfläche besser vor Schmutz und Wasserflecken zu schützen, hat sich das sogenannte Antik-Wachs bewährt. Das kann man halbjährlich machen, mit entsprechender Farbe einwachsen wie beim Schuhputzen, so kreiselnd auftragen, und danach eben mit einem schönen Tuch nachgehen.“
 
Antiquitäten niemals nass reinigen
 
Die Frage nach der Möbelpolitur allerdings beantwortet die Restauratorin mit einem ganz klaren Nein: hier können Silikone enthalten sein, die immer wieder neues Nachpolieren erfordern und die Oberflächen auf Dauer zuschmieren. In der Regel tut es das regelmäßige Staubwischen mit Mikrofasertüchern oder dem berühmten Wedel, bei starker Verschmutzung ist ein höchstens nebelfeuchter Lappen erlaubt, niemals sollte nass gereinigt werden.
 
Reparaturen nur vom Fachmann
 
Wer seine Möbel benutzt – und das ist eine gute Voraussetzung für deren langes Leben – der merkt dann auch, wenn Reparaturen anstehen. Dazu die Expertin: „Das ist eine Einlegearbeit. Selbst das Wiedereinleimen von kleinen Furnierstückchen hat ausschließlich mit historischen Leimen zu erfolgen.“ Denn Pattex und Co. ist auch von Fachleuten nie wieder richtig zu entfernen, und späteres Restaurieren wird nahezu unmöglich. Dennoch sollten Schubladen immer ordentlich laufen, und Stühle hin und wieder von fachkundigen Händen geleimt werden.
 
Wichtig ist das richtige Raumklima
 
Das richtige Raumklima trägt viel dazu bei, dass alte Möbel funktionieren, weiß die Frankfurter Möbelrestauratorin Barbara Naumburg - typisch sind Trockenschäden: „Das Problem liegt im Winter, das Problem ist da, dass man normalerweise eine zu trockene Luftfeuchte hat, relative Luftfeuchte, die sollte um 50 Prozent liegen, liegt aber meistens um 20/30 Prozent in unseren zentralgeheizten Räumen. Und im Winter entstehen die meisten Schäden an den Möbeln. Da haben wir zum Beispiel den klassischen Riss in der Seite von der Kommode, oder Furniere lösen sich, also die Leimverbindungen gehen auf und das sind auch alles so Dinge, die sofort ins Auge fallen, weil sie einfach hässlich sind.“
 
Ist der Wurm drin?
 
Da hilft nur ein Luftbefeuchter; alle anderen Mittelchen, wie die Schale Wasser auf der Heizung, sind nur die berühmten Tropfen auf dem heißen Stein. Wer glaubt, in seinem alten Holz sei der Wurm drin, dem empfiehlt die Restauratorin einen Test: Schließen Sie die vorhandenen Löcher mit Antikwachs in passender Farbe. Nur wenn dann neue Spanhäufchen zu sehen sind, muss das gute Stück tatsächlich in möbelärztliche Behandlung: „Das sind dann solche Kammern mit Unter- oder Überdruck, da wird dann entsprechend ein Gas eingedrückt, und dann ist der Wurm auch wirklich abgetötet. Alle Mittelchen die es auch wiederum im Baumarkt vielleicht zu kaufen gibt und die so empfohlen werden, sollte man nicht anwenden, sind nicht wirklich wirkungsvoll und sind giftig und sind nicht zu empfehlen. Auch ich arbeite damit nicht.“
 
Übrigens: Interessierte Laien können sich unter anderem bei der Denkmalakademie auf Schloss Romrod nach kurzen Seminaren erkundigen, die das kleine ABC des Umgangs mit alten Möbeln vermitteln. Denn wer die Bedürfnisse seiner Lieblingsstücke genau kennt, hat auch länger Freude an ihnen.

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