Tabernakel-Aufsatzsekretär, von ca. 1750
Das dreiteilige Aufsatzmöbel ist mit reichen Marketerien verziert, am Tabernakel-Aufsatz sind es die Tierkreiszeichen, an den Schubkastenfronten des Kommodenteils Blumen- und Vogeldarstellungen und auf der Pultplatte vermutlich mit zwei Familienwappen. Die Oberfläche des Möbels hat eine wunderschöne Patina, das dominante Walnussholz zeigt durch die Alterung eine honigbraune Färbung, die ursprünglich kräftigen Farben der Marketerien sind größtenteils in Nuancen von Braun gewechselt, lediglich Grüntöne sind noch in kräftiger Farbigkeit vorhanden. Die zahlreichen, für das Alter typischen Gebrauchsspuren zeigen, dass dieses Schreibmöbel lange Zeit benutzt wurde, sie fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Bei unserer umfassenden Restaurierung des Möbels sollten neben vielen weiteren Maßnahmen alle eingeschränkten Funktionen am Möbel wieder leichtgängig eingerichtet, die vielen losen Furnierstellen geleimt und das Pultfach mit einem neuen Belag versehen werden. Und die Oberfläche wurde unter größtmöglichem Erhalt der Patina nach ihrer Reinigung nur aufpoliert.
Details der Restaurierung
Vorzustand. Gesamtansicht.
Vorzustand. Gesamtansicht geöffnet.
Vorzustand. Die linke Seite. Ursprünglich seitlich angebrachte Griffe sind nicht mehr vorhanden.
Vorzustand. Die rechte Seite.
Detail: Ausgebrochenes Holz an der oberen Schublade.
Das geschweifte Kantenbrett hat sich durch das Trocknen des Konstruktionsholzes konvex nach unten gebogen und sich von seiner seitlichen Hirnleiste getrennt. Der obere Schubkasten ließ sich dadurch kaum mehr öffnen. Das erklärt, warum das Holz um das Schl
Detail: Riss und Furnierablösung an der linken Kommodenseite, es ist die Folge vom Trockenschwund der Blindholz-Unterkonstruktion.
Blick auf die Schreibplatte vor der Restaurierung, viele Blasen haben sich an der Wachstuch-Auflage gebildet, die Klappenbeschläge sind defekt, das schwarz polierte Traversenprofil zwischen den Laden fehlt.
Die Schübe hinter der Tabernakeltür sind mit gelbem Papier ausgekleidet, die zwölf Tabernakel-Schubkästen mit zwei verschiedenen blauen Papieren.
An allen großen und kleinen Schubkästen finden sich solche massive Trockenrisse, die, neben den eingeschlagenen Nägel früherer Reparaturen und den ausgeriebenen Laufschienen im Korpus, dazu führen, dass die Laden nicht gut laufen.
Das verzogene geschweifte Kantenbrett wird zunächst links später rechts begradigt und mit Dübeln an die Hirnleisten befestigt.
Detail der Reparatur.
Danach werden an den Fehlstellen Sägefurniere eingesetzt.
Die gleiche Reparatur ist an der rechten Seite ausgeführt, Sägefurnier wird eingesetzt.
Die Furniere sind ergänzt, die linke Seite während der Retusche.
Nach der Retusche, die Reparatur ist nicht mehr zu sehen.
Blick in das mit Papier belegte Innere und den Boden eines Schubkastens mit Trockenfugen, das Arbeiten des Holzes ist durch die Befestigung mit Holznägeln unterbunden, es kommt bei zu trocknem Klima zu Rissen.
Nachdem das Papier in den Kanten getrennt ist wird der Boden abgelöst. Zunächst in sich verleimt und dann wieder neu aufgeleimt.
Handgemachte Holznägel werden, wie ursprünglich beim Bau des Möbels, zur Fixierung des Bodens wieder angebracht.
Um die Fehlstellen in den Schubkästen überkleben zu können, haben wir das vorhandene, alte blaue Papier rekonstruiert.
Das alte Wachstuch, es ist bereits eine Ergänzung, wird entfernt.
Die Schreibfläche ohne Belag, dicke Schichten von Kleber liegen auf dem Holz. Blick auf die defekten Lappenbänder der Klappe.
Viele Reparaturen sind an den Lappenbändern schon ausgeführt worden.
Von Truhenbeschlägen schneiden wir ein Teil ab und benutzen diese für neue Bänder.
Die dicken Kleberschichten sind abgetragen, die Fläche ist vorbereitet für den neuen Belag mit dem rekonstruierten blauen Papier.
Das Papier für die Schreibfläche ist mit Kleister eingestrichen.
Die Pultplatte wird ebenfalls tapeziert.
Endzustand. Die Platte hat einen neuen Belag mit rekonstruiertem Papier.
Am Beispiel der Pultplatte sieht man, wie wir bei allen Flächen des Möbels die losen Furniere zunächst markieren, …
… diese Stellen mit Fischleim unterspritzen, …
… und sie mit einem speziellen Zulagenaufbau niederleimen.
An Fehlstellen setzen wir Walnussfurnier ein und arbeiten es mit dem scharfen Stemmeisen bündig.
Alle ergänzten Furnier und andere Fehlstellen werden mit eingefärbtem Schellack farblich angepasst.
Alle Fehlstellen sind retuschiert.
Vorzustand. Schaden am oberen, großen Schubkasten.
Zunächst konsolidieren wir auf der Rückseite das Konstruktionsholz und setzen dort Fichte ein.
Dann wird die Ausbruchstelle begradigt und Walnuss-Sägefurnier eingesetzt.
Das eingeleimte Furnier wird bündig gearbeitet.
Detailansicht nach der Restaurierung.
Im Ultraschallbad werden Verschmutzungen auf den Bronzebeschlägen behutsam gelöst.
Oben die alten, originalen Schlüssel für Tür und Pultplatte, unten drei Stahlschlüssel für die Kommodenladen, die von Hand nach den originalen Schlüsseln rekonstruiert sind (Schloss-Klink, Peter Beyer, Berlin).
Die Flächen werden mit einer Mischung aus Wasser und Isopropanol gereinigt.
Die alte Politur wird mit Schellack-Handpolitur bis zu einem dezent glänzenden Glanz aufpoliert.
Nach der Restaurierung. Gesamtansicht.
Nach der Restaurierung. Gesamtansicht geöffnet.
Nach der Restaurierung. Die linke Seite.
Nach der Restaurierung. Die rechte Seite.