Dokumentenpresse von ca. 1790
In diesem besonderen Möbel konnten unter der Spindel Akten, Dokumente und andere Schriften zunächst zusammengepresst und dann an der Rückseite genäht und so gebunden werden. Aus massivem Apfelholz ist diese Presse gebaut. Ihr geschnitztes Dekor -mit Münzbändern an den Lisenen, dem Motiv des "Laufender Hund" an der Traversen, Schuppenmuster an der Schubfront, Rosetten in den Füllungsfeldern und Pfeifen in der Sockelprofilleiste- verrät, dass sie aus der Zeit des Frühen Klassizismus stammt.
Details der Restaurierung
Zustand vor der Restaurierung, die Spindel lässt sich nur schwer bewegen, die Tür hängt wackelig an ihren Fitschenbändern, viele Trockenrisse haben sich gebildet, starker Schädlingsbefall hat die Holzsubstanz angegriffen, die Oberfläche ist unansehnlich geworden.
Fraßgänge des Schädlings sind normalerweise am Möbel nicht zu sehen, lediglich die Ausflugslöcher der Käfer. Die Larve der Anobie bewegt sich bis dünn unterhalb einer Oberfläche, liegen sie jedoch frei, zeigt das, dass der originale Oberflächenüberzug oder die letzte, schützende dünne Schicht Holz am Möbel abgetragen wurde.
Das Möbel hatte vermutlich ursprünglich einmal einen eingefärbten, lasierenden Überzug, Reste sind in den Vertiefungen noch zu finden, der jetzige Lack ist weißlich und unansehnlich geworden.
Detail der linken Seite, unterschiedliche Füße, Trockenrisse, krepierter Lack.
Die rechte Seite ist an mehreren Stellen aufgesprungen, die Bretter verzogen.
Die Bretter werden bündig gespannt und Holzleisten aus Apfel in die Trockenrisse eingepasst.
Jeder Trockenriss am Möbel wird so geschlossen. In den Pfeifen des Sockelprofils sitzen noch Reste des dunklen vermutlich originalen Überzugs.
Nach dem Abpausen der Fehlstellen wird Apfelholz an der Bandsäge zugeschnitten
und nach dem bündig setzen der Bretter in die Fugen eingepasst und eingeleimt.
Zwischenstand: Die Trockenrisse auf der rechten Seite sind zugesetzt, aber noch nicht farblich angepasst
An einigen durch Wurmfraß geschwächten und ausgebrochenen Stellen ist das Einsetzen von Holz nötig.
Am Holzgewinde sind viele Höhen abgebrochen, mit Holz, bzw. mit Kittmasse werden die auffälligsten Stellen ergänzt.
Die Dokumentenpresse nach der Restaurierung, alle beweglichen Teile sind eingerichtet, die eingesetzten Hölzer in den Trockenfugen retuschiert, Fraßgänge geschlossen, die Oberfläche nach der Reinigung mit einem leichten Schellackpolitur-Auftrag konserviert und gewachst.
Das Holzgewinde nach der Restaurierung.
Der mehrfach gerissene Boden des Schubkastens ist mit Holz geschlossen. ein fehlender Schlüssel ähnlich dem vorhandenen ergänzt.
Die linke Seite nach der Restaurierung.
Die rechte Seite nach der Restaurierung.