Zylindersekretär, zweite Hälfte 19. Jhd.
Dieses prächtige Schreibmöbel ist historistisch im Stil des Klassizismus gestaltet. Unter Einsatz der ersten Tischlermaschinen, die durch die Industrialisierung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Tischlern zur Verfügung standen, war die Fertigung dieses Möbels nun nicht mehr ganz so aufwendig, wie in der Zeit des originalen Stils um ca. 1780. Die Farben der ehemals sehr kräftig bunten Marketerie waren im Vorherzustand durch Licht im Laufe der Zeit sehr verblasst und gaben Anlass zur Restaurierung.
Details der Restaurierung
Vorherzustand geschlossen: Der Zylinder über der darunterliegenden Schreibplatte lässt sich nicht mehr leicht bewegen, in der Marketerie gibt es viele lose Furniere, die Beschläge sind stark verschmutzt und es gibt erhebliche Lichtschäden.
Vorherzustand geöffnet: Die Politur der Oberfläche zeigt ein Nebeneinander von ausgeblichenen aber auch farblich kräftigen Partien.
Das gleiche Bild auf den seitlichen Flächen vor der Restaurierung: Lichtschäden.
Detail der linken Seite des Zylinderbureaus.
Dem Geldfach der rechten Seite fehlt die zu verschließende Deckelplatte.
Aus massivem Eichenholz fertigen wir die verloren gegangene Deckelplatte mit einer vorderen Griffleiste des Geldfachs.
Das Schloss ist ausgebaut, um einen fehlenden Schlüssel anzufertigen und die Platte ist noch nicht farblich angepasst.
Ein Schlüssel ist ergänzt, die Platte farblich dem umgebenden Holz angepasst.
An vielen Stellen, hier weiß markiert, gibt es lose Stellen in der Marketerie (Einlegearbeit bei der Furniere erst zu einem Bild zusammengesetzt und dann auf ein Trägerholz aufgeleimt werden).
Nachdem die Stellen mit einer Spritze und Fischleim unterspritzt sind werden sie mit Hilfe von Sandsäcken und weiteren speziellen Zulagen so bündig in die Fläche geleimt, dass ein Schleifen der Fläche im Nachhinein nicht nötig ist!
Durch die Holztrocknung hat sich auch die Schreibplatte bewegt, das umlaufende Fries hat einen unschönen Versatz, der restauriert werden soll.
Das Adernbündel an dieser Stelle entnehmen wir mit Hilfe von unterspritztem Ethanol und versetzen es, das fehlende wird aus grün gefärbtem Ahorn- und Buchsbaumfurnier gefertigt und dort eingesetzt.
Rosenholzfurnier wird ebenfalls dort ergänzt.
Detail der Platte nach der Restaurierung.
Die alte Politur ist an vielen Flächen wie dieser so durch Lichteinfluss zerstört und es zeigen sich weiße Poren, dass eine Neupolitur dieser Partien unumgänglich ist.
Andere Flächen sind noch in einem guten Zustand, diese Partien können erhalten werden, sie erscheinen nach ihrer Reinigung wieder klarer und werden lediglich mit Schellack-Handpolitur nachpoliert.
Stark verblichene Flächen vor der Restaurierung.
Nach dem Anwaschen der alten Politur mit Ethanol erscheinen die Farben der Furniere wieder kräftig.
Die Beschläge sind in der Vergangenheit vielfach mit Messingputzmitteln behandelt worden, die Folge: bis auf Reste ist die ursprüngliche galvanische Vergoldung wegegeputzt…wir reinigen alle abgenommenen Beschläge unter größtmöglicher Erhaltung der verbliebenen Vergoldungsreste.
Die Schreibplatte mit der alten Filzauflage und Trockenschäden im Furnier und der Unterkonstruktion.
Nach der Politur, bzw. Nachpolitur der Flächen mit Schellack erhält die Schreibplatte wieder eine Filzauflage, die nur am Rand "auf Spannung " verklebt wird.
Das Zylinderbureau nach der Restaurierung geschlossen.
Das Zylinderbureau nach der Restaurierung geöffnet.
Das Zylinderbureau nach der Restaurierung mit herausgezogener Schreibplatte.
Detail nach der Restaurierung.
Detail der Beschläge mit Patina und Farbe des polierten Furniers nach der Restaurierung.
Die rechte Seite nach der Restaurierung.
Das Zylinderbureau nach der Restaurierung mit geöffnetem Geldfach.
Das geöffnete Geldfach und entnommener Einsatz.
Der ergänzte Schiebedeckel nach der Restaurierung.