Zylinderbureau, Klassizismus, Frankreich um 1800
Ein Schreibmöbel mit typischen Merkmalen des frühen Klassizismus. Über lange Jahre ungünstige Klimabedingungen, vor allem durch zu trockene Luftfeuchte im Raum und ein dem Sonnenlicht stark ausgesetzter Standplatz, hatten immense Trockenrisse in den Seiten des Sekretärs entstehen lassen. Die Zylinderhaube des Schreibfachsließ sich dadurch nicht mehr schließen. Sehen Sie selbst, wie wir, neben den üblichen Restaurierungsmaßnahmen, diese Trockenschäden beseitigt haben und entdecken Sie die im Korpus versteckten Geheimfächer!
Details der Restaurierung
Ansicht vor der Restaurierung. Die Schäden sind auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen. Der Zylinder lässt sich nicht mehr bewegen. Die Oberfläche ist teilweise stark verblichen, die Schübe sind schwergängig, Schlüssel sind bis auf einen nicht mehr vorhanden.
Detail linke Seite. Hauptschäden sind die großen Trockenrisse in den Seitenwangen des Schreibfachs.
Ansicht rechts vor der Restaurierung. Auch hier ist die Seitenwange durch das Arbeiten der unter dem Furnier liegenden Konstruktionshölzer gerissen, die innere Flanke hat sich hohl gezogen.
Detail der Seite rechts. Mit kleinen eingesetzten Holzstückchen wurde schon an beiden Seiten versucht die breiten Risse zu schließen.
Um den Trockenriss zu reparieren werden zunächst die verleimten Konstruktionsbretter der Seite vorsichtig mit Hilfe von Ethanol und Wasser durch Einspritzen in die Leimfuge voneinander gelöst.
Rechte Wange. Nach längerer Einwirkzeit lässt sich jede Seite in der Fuge der beiden Konstruktionsbretter voneinander lösen.
Die innere abgelöste Fläche ist in sich verzogen und wird nun begradigt, indem wir zuerst die Innenseite mit einer Handkreissäge vielfach tief, bis kurz vor der Furnierauflage, einschneiden,
…danach die Fläche gerade spannen und mit genau auf die Sägeblattbreite abgestimmt ausgehobelten Holzleisten ausleimen,
…nach dem völligen Trocknen des Warmleims die überstehenden Leisten bündig in der Fläche hobeln.
Überprüfen der begradigten Fläche danach.
Die so begradigte Fläche kann jetzt wieder an die Seite geleimt werden.
Ein Walnuss-Sägefurnier ist zum übrigen Furnier passend ausgesucht, daraus wird das neue Furnierstück geschnitten, mit der die Seite wieder furniert wird. (Wären bei einer vorangegangenen Bearbeitung nicht schon Teile aus dem Furnier herausgeschnitten worden, hätte man die gewölbte Seite nicht neu furnieren müssen).
Das alte Furnier ist auf der gewölbten Fläche abgenommen, das neue Furnier zugeschnitten und angeheftet.
Verleimung der begradigten Seite und des Furniers auf der gewölbten Fläche mit Warmleim und heißen Sandsäcken.
Weitere Maßnahmen: Schubkastenböden hatten Fugen, wurden wieder geleimt und in das Vorderstück gerückt.
Fehlende Schlüssellocheinfassungen werden aus Messing angefertigt.
Lose Schlüssellochbuchsen werden wieder solide festgemacht.
Fehlende Eisenschlüssel für alle Schlösser werden in Zusammenarbeit mit Kunstschmied Peter Beyer aus Berlin angefertigt.
Fehlende Furnierstücke werden mit altem, patiniertem Sägefurnier ergänzt.
Lose, furnierte Kanten werden mit Warmleim und Sandsäckchen festgeleimt.
Detail der rechten Seite des Korpus, hinter der Blende von zwei übereinander liegenden Schüben gibt es nur ein großes Schubfach mit verschließbarer Geldkassette.
Schubkasten geöffnet mit abschließbarem Geldfach.
Detail der rechten Seite des Korpus nach der Restaurierung, der Schubkasten ist leichtgängig eingerichtet, die Flächen sind mit Schellack nachpoliert.
Die rechte Seite des Korpus vor der Restaurierung.
Die rechte, begradigte Seite des Korpus mit neu furnierter Kante nach der Restaurierung.
Detail rechts vorher.
Detail rechts nachher.
Detail der linken Seite vorher.
Detail der linken Seite nachher.
Nach der Restaurierung, alle Schlüssel sind ergänzt, die Politur ist unter größtmöglicher Erhaltung der Patina gereinigt und mit Schellack nachpoliert, jetzt kommt die Maserung der besonderen Textur wieder schön zur Geltung.
Zwei Geheimfächer verbergen sich sehr geschickt im Schreibfach: Die aufrechten Blenden lassen sich entriegeln und als hochformatige Schubkästchen herausziehen, wenn man unter dem oberen Zwischenboden jeweils rechts und links einen Schieberiegel aus Holz zur Seite bewegt.
Der Sekretär nach der Restaurierung geöffnet.
Der Sekretär mit herausgezogenen Auszügen nach der Restaurierung.