Stühle mit Pergament-Geflecht, 1929, Entwurf Prof. Franz Schuster, aus dem Nachlass Ernst Mays
Diese aus dem Esszimmer der Villa Ernst Mays stammenden Stühle sind nun in ersten Linie als Ausstellungsobjekte im ernst-may-haus - im Rahmen der Rekonstruktion eines Musterhauses in der Römerstadtsiedlung - aufgestellt. Das Ziel bei dieser Restaurierung war, dass eine Nutzung wieder möglich sein sollte, deshalb wurden die Stühle nicht nur konserviert, sondern auch restauriert, d.h. die losen Holzverbindungen wurden wieder stabil verleimt und die Geflecht soweit nötig erneuert. Diese Geflechte sind etwas Besonderes, denn sie sind aus Pergamentstreifen (Tierhaut) geflochten.
Details der Restaurierung
Vor der Restaurierung: Die beiden holzsichtigen Mahagonistühle links besitzen noch einen relativ gut erhaltenen, originalen Überzug aus Cellulose-Nitratlack. Die drei weiteren Stühle aus Buchenholz sind schwarz gefasst, wobei zwei mit roter Ölfarbe überstrichen worden waren.
Einer der schwarz gefassten Stühle vor der Restaurierung.
Um die losen Holzverbindungen an der Zarge leimen zu können, mussten zunächst die noch intakten sehr harten Geflechtstränge behutsam mit Hilfe von Tapetenkleister vorgeweicht werden, um sie zu erhalten und ohne Schaden aus den Löchern des Rahmens ziehen zu können.
Zum Herauslösen der Stränge werden auch die vernagelten Enden geweicht.
Jetzt können die mit Löchern versehenen, abgebrochenen Hölzer repariert werden.
Links die ergänzte Leiste mit Lochreihe. Die gebrochenen Geflechtstreifen sind schon entfernt, es verbleiben die noch intakten alten Pergamentstränge.
Die losen Holzverbindungen werden geöffnet , die Stühle soweit möglich zerlegt.
Zerbrochene Holzverbindung an der Rückenlehne.
Zerbrochene Holzverbindung an einer vorderen Zarge mit zwei Dübeln und Nägeln - zwei alten Reparaturen-, die das Zerlegen erschweren.
Einer der Stühle wird verleimt.
Eine der Ziegen-Pergament-Häute, die für die Streifen zerschnitten wird.
Die vorgeschnittenen Streifen liegen zum Einflechten bereit.
Die Streifen werden vor dem Flechtgen einige Minuten eingeweicht, und zwar in gefärbtem Wasser, um ihnen schon eine gewisse Färbung zu geben.
Die Enden der Streifen sind durchbohrt und werden nun noch nass mit Hilfe einer Kupferschlinge durch die Löcher und Querstreifen gezogen.
Das Spannen der Streifen muss wohl dosiert sein, mäßig, damit der Stuhlrahmen später nach dem Trocknen nicht bricht, aber so stramm, dass ein guter Sitzkomfort gegeben ist. Die Enden werden wie an den Originalstellen vernagelt.
Die rote Farbe ließ sich bei den überstrichenen Stühle relativ gut von der originalen, schwarzen Oberfläche abtragen.
Letzte Retuschen an den neuen Strängen aus Ziegenpergament.
Einer der Stühle vor der Restaurierung.
Der gleiche Stuhl nach der Restaurierung.